Dienstag, November 07, 2006

Santo Domingo de la Calzada

Es dürfte wohl auch wieder einige hundert Jahre her sein, dass sich ein Kölner Ehepaar mit ihrem Sohn, sein Name soll Hugonell gewesen sein, auf den Weg nach Santiago machte. Bis Santo Domingo gab es keine größeren Probleme, die fangen jetzt erst an:
Der Junge war gutaussehend, blond, und die Tochter des Wirtes machte ihm schöne Augen. Sei es, dass ihm die Tochter nicht gefallen hat, sei es, dass er sie nicht verstanden hat oder natürlich in Anbetracht des religiösen Ziels des Weges hat er ihre Liebe verschmäht. Die Liebe wandelte sich zu Hass, sie versteckte in der Nacht einen goldenen Becher in seiner Tasche.
Als die Pilger am nächsten Morgen die Stadt verlassen wollten, wurden sie vom Wirt und der Polizei zurückgehalten. "Ihr habt meinen Becher gestohlen!" Zum Beweis zog er ihn aus der Tasche des Jungen. Ein Henker war schnell gefunden, und bald blieb den armen Eltern nichts anderes übrig, als mit hängendem Kopf weiter nach Santiago zu pilgern und für ihren Sohn zu beten.
Auf dem Rückweg schauten sie nochmal in Santo Domingo vorbei, um sich nun endgültig von ihrem armen Sohn zu verabschieden. Aber... oh Wunder, Hugonell lebte noch! "Santiago hat mich gehalten", sagte er, "aber allmählich möchte ich doch ganz gerne wieder runter." Die Eltern rannten zum Richter, erzählten ihm alles. Er saß gerade beim Essen und wollte sich nicht stören lassen: "Euer Sohn ist genauso tot wie diese beiden Hühner, die ich gerade verspeise." Sie staunten nicht schlecht, als den Hühnern plötzlich Federn wuchsen und sie sich durchs Fenster davonmachten. Hugonell musste also noch leben!
Das ganze Dorf kam zusammen, als er nun endlich vom Galgen genommen wurde. Auch der Betrug der Wirtstochter kam auf. Nun hingen also sie und ihr Vater am Galgen.
Die beiden Hühner sind noch immer in der Kathedrale zu bewundern. Und wenns nicht genau die sind, so sind es doch zumindest echte Hühner - lebendige.

Keine Kommentare: