Sonntag, August 20, 2017

Zubringerwege

Im Moment recherchiere ich gerade über die Zubringerwege zum Camino Francés. Zwei davon sind wir schon gelaufen, die anderen fehlen mir noch. Mal sehen, welcher Weg demnächst gewinnt.

Dienstag, September 08, 2015

Reiseführer

eigentlich braucht man hier keinen Reiseführer. Eine Etappenübersicht mit den Kilometerangaben von Herberge zu Herberge reicht völlig. Die Touristinformationen geben reichlich Informationen raus. Allerdings empfiehlt es sich, den Reiseführer vorher zu Hause durchzulesen. Besser sind allerdings die Erfahrungsberichte anderer Pilger, damit man nicht die gleichen Fehler macht.

Donnerstag, November 04, 2010

vorherige Etappe auf dem Camino Aragón

leider habe ich auf der ersten Tour damals die Fotos noch mit einer herkömmlichen Kamera gemacht und nur einen Printausdruck. Zumindest einen Teil der Strecke haben wir in 2015 nochmal gemacht und davon gibt es nun reichlich Fotos.

Samstag, April 04, 2009

Etappen


Meine Emails nach Hause

Sent: Thursday, June 08, 2006 8:00 PM> Liebe Daheimgebliebenen,> ich habe tatsaechlich einen Internet-Anschluss gefunden und muss mich nunerstmal an die Tastatur gewoehnen.> Heute war mein erster Tag von Puente la Reina nach Lorca. Die Herberge, inder ich gelandet bin, ist noch nicht mal in meinen Internet-Ausdruckengewesen, weil sie erst im April eroeffnet hatte. Der Weg bis hierher warjedenfalls total klasse. Heute morgen, als ich die Jugendherberge in Bilbaoverliess, sah ich eine Anzeige, dass wir bereits um 8:55 26 Grad Celsiushatten.> In Pamplona mit dem Bus angekommen, hatte ich erstmal 1,5 Std Aufenthalt,bis der Bus nach Puente la Reina abfuhr. Um 15:00 war ich endlich da undhabe mich gleich auf den Weg gemacht. Die Sonne brannte, die Wasserflaschewar ratzfazz leer und das Geld rinnt mir so durch die Finger. Das ist hierschon die zweite Nacht, die mich ueber 20 Euro kostet. Ab morgen muss ichvorsichtiger sein, wo ich mir eine Uebernachtung suche.>> Die erste Etappe heute war ganz schoen heftig, es ging ueber 2 km einenLehmabhang steil bergauf. Unterwegs hatte ich rast gemacht und einitalienisches Ehepaar gesellte sich bald dazu. Miriam und Danielo. Danielohat ein Foto gemacht und spaeter noch eins, denn wir gingen eine ganze Weilezusammen. Spaeter bei einer Rast im naechsten Dorf versuchten mir beide zuerklaeren, dass sie in dem Zeitraum zwischen den beiden Fotos Schlangengesehen hatten. Da ich das spanische Wort fuer Schlange nicht kannte und dieUmschreibungen dafuer nicht verstand, hatten sie fast 10 Minuten gebraucht,mir den Sachverhalt klarzumachen. Jedenfalls hatte ich mich gewundert unddachte, "Mensch, wann gibt der auf, das kann doch nicht sooooo wichtig sein,was er mir da erzaehlen will." Als er dann das englische Wort "Viper"benutzte, verstand ich ihn dann doch. Jedenfalls passe ich ab jetzt beieiner Rast auf, wo ich mich hinsetze. Die Schlangen hier sind zwar nichtgiftig, aber beissen koennen sie doch. Ansonsten war der Weg heute totalschoen. Ich musste immer aufpassen, die Schmetterlinge nicht einzuatmen odertotzutreten, die mich heute die ganze Zeit umschwirrt haben. Ein anderes Malmusste ich aufpassen, wo ich hintrat, denn ein kleiner Vogel sass direkt vormir und schaute mich an, als wolle er sagen, na wer bist du denn, nun knipsmich doch wenn du willst. Ein Foto habe ich doch nicht von ihm gemacht,dafuer aber von einem Schmetterling. Ich wollte auch eine Weinrebefotografieren, der Weinanbau ist hier in der Region ganz besonders - dieReben waren noch ganz klein und um die Trauben zu fotografieren, haette ichden Zoom von dem Fotoapparat gebraucht. Aber der wollte gerade nicht sorichtig funktionieren, war wohl zu dunkel.>> So meine 15 Minuten Internet-Zeit sind wohl langsam vorbei. Bitte leitedie Mail an Delia und Sascha weiter, denn die Adressen habe ich vergessen,aufzuschreiben.>> Wir hoeren spaeter

> -- > Ich bin heute in Viana, irgendwie fliege ich hier immer aus dem Internetraus. Heute ist mein 3. Tag auf dem Jakobsweg und hier herrscht das totaleSprachenchaos. Mit Italienern spreche ich spanisch, mit Franzosen einMischmasch aus englisch und spanisch, da Franzosen am liebsten ihre eigeneSprache sprechen, fliesst franzoesisch mit ein. Ansonsten war der heutigeTag extrem lang. Um 7,00 Uhr bin ich gestartet und ca. um 16 Uhr angekommen.Hier sind 30 km ne Menge, wegen der Sonne und es geht staendig bergauf undbergab ueber Stock und Stein. Diese Bar mit dem Internet-Computer istschrecklich, es laeuft Fussball im Fernseher und dabei ist das das letzte,was ich hier auf dem Camino erwartet habe. Der Camino selber geht durchwunderschoene Naturschutzgebiete, manchmal ein wenig an der Strasse entlangund fuehrt hauptsaechlich ueber die kleinen Doerfer. Die Leute sind superherzlich hier, erst recht, wenn man wie ein Esel bepackt als Pilger in einDorf kommt. Eigentlich ist das Haupterkennungsmerkmal eines Pilgers dasSchuhwerk oder der Reisefuehrer. Aus welchem Land jemand kommt erkennt manan den Begruessungen, ob hallo, hola, bonne journo oder so. Englischsprechende Pilger gibt es hier wenig. Bisher habe ich nur einen Englaendergetroffen. Sprachschwiergigkeiten habe ich hier keine. Ich habefestgestellt, dass die meissten Leute hier erheblich mehrverstaendigungsschwierigkeiten haben als ich. Hier ist jedes Altervertreten, aber die Leute ab 50 ueberwiegen. Junge Leute unter 20 habe ichdieses Jahr noch nicht gesehen. Na ja, ist ja noch keine Ferienzeit oderSemesterende. Ich habe heute meinen 2ten Aufhoerversuch hinter mir, dasRauchen zu lassen. Bin hier wieder gescheitert. Mal sehen, das naechste malklappts bestimmt. Die Herberge hier ist schrecklich. 3stoeckige Betten.Alles weitere spaeter, meine zeit laeuft ab.>> Alles Liebe>

Sent: Monday, June 26, 2006 8:06 PM
> ich habe heute meinen letzten Tag auf dem Jakobsweg. Morgen geht mein Busnach Santander. Das sind jetzt 433.5 km dieses Jahr. Ich hoffe, mein Fluggeht uebermorgen wie geplant, denn ich kann den nicht ueberpruefen, weil ichdeine Kartennummer nicht habe. Ich werde morgen gegen 19:00 in Santanderankommen und habe wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr, zum Flughafen zufahren um die Buchung zu ueberpruefen. Ich habe vor fuenf Tagen in Leon dieNonnen im Kloster gefragt, bis wohin ich kommen kann um den Flug vonSantander zu kriegen. Die Nonnen meinten, Ponferrada waere ideal und dannhaben sie mich zur Busstation geschickt, wo ich fragen konnte wann der Busfaehrt. Es gibt tatsasechlich nur einen Bus taeglich von Ponferrada, dieanderen Staedte, die ich noch unterwegs auf dem Jakobsweg hatte, waeren garnicht fuer mich in Frage gekommen, dort den Weg aufzuhoeren, denn es gabkein Bus nach Santander. Ich hatte also tatsaechlich noch 4 Tage fuer knapp100 km. Da meine Tagesetappen immer so zwischen 20 und 30 km lagen, war dasalso perfektes Timing.>> Alles weitere erzaehl ich dir spaeter. Antworte mir mal auf meine emails.> Und ueberpruef du doch mal bitte meinen Flug : W28RBC ist die Nummer.> Uebrigens hat mir heute jemand was ganz tolles gesagt. Er glaubt, ueberdem Jakobsweg liegt ein Zauber, denn hier versammeln sich die liebevollstenund herzlichsten Menschen der ganzen Welt. Er Hat Recht. Das Ehepaar, mitdem ich mich angefreundet habe, kommt aus Australien, der Kanadier istleider schon 2 Tage weiter, die beiden Italiener mussten wegenGelenkproblemen leider aufgeben, die beiden Amerikannerinnen sitzen geradeunten und egal, wo auch immer ich eintreffe, ich werde ueberall herzlichbegruesst. Es sind hier alle Nationalitaeten versammelt, sogar aus Korea,China und Japan. Es sind hier einige Belgier unterwegs die sind von zu Hauseaus gestartet, einer davon mit einem Esel, er ist ueberall Thema Nr. 1 undes wird gefragt: Habt ihr den Mann mit dem Donkey gesehen?> Eine Italienerin ist mit einem Pferd von zu Hause aus gestartet und nocheinige mehr. Es steht fuer mich fest, ich werde noch so lange den Caminogehen wie ich kann, denn hier ist die Welt mit den dazugehoerigen Leutennoch in Ordnung. Fast jeden Abend findet in der Herberge eine Messe statt,am Ende der Messe geben wir uns dann gegenseitig die Hand und wuenschen unsFrieden.> Wir brauchen uns nicht um das Morgen zu kuemmern, alles geschieht wie vonselbst, "passt sitzt und hat Luft" sagt man bei uns in Bremen. Ich freuemich auf naechstes Jahr und auf zu Hause, ein eigenes Bett, keiner derschnarcht, mit niemand die Dusche teilen zu muessen, ein Kuehlschrank undnatuerlich meine Gitarre. Bis uebermorgen

Dienstag, November 07, 2006

Txori

Die Geschichte vom Vogel Txori (Puente la Reina)Wir befinden uns im zweiten Karlistenkrieg, ziemlich ganz Navarra, und damit auch Puente la Reina, ist besetzt. Es ereignete sich, das zwischen 1825 und 1843 ein kleiner Vogel, ein txori immer wieder vom Torbogen mit dem Gnadenbild Mariens, der damals noch stand, zum Fluss hinunter flog, seine Flügel benetzte und schließlich wieder zum Gnadenbild flog. Es sah so aus, als ob er es putzen wollte.Die Bewohner Puente la Reinas sahen in ihm eine Art himmlischen Boten, oder einen Trostspender. Mag sein, dass es dadurch zu Aufständen gekommen ist, jedenfalls passte all das dem feindlichen Kommandanten ganz und gar nicht. Er ließ den Bogen kurzerhand niederreißen.Der Vogel verschwand nun. Der Kommandant auch, er starb bald darauf eines unnatürlichen Todes. Noch heute aber erzählen ungezählte jotas von der Begebenheit.

Puente la Reina bis Ponferrada 2006



Die Königin Doña Mayor befahl die Brücke zu bauen, damit die Pilger den Rio Arga leichter überqueren konnten.


hinter Puente la Reina

Mein Reiseführer beschreibt die Etappe hinter Puente la Reina als einen steilen, lehmigen Hang. Und sie stimmt exakt. Ich war froh, daß es keinen Tropfen regnete, denn dann wäre ich dort nur mit großen Schwierigkeiten hochgekommen.

Und die riesengroße Schnitzeljagd konnte beginnen! Endlich auf dem Jakobsweg





Ich war sehr enthusiastisch, als ich in diesem Jahr den Jakobsweg betrat und umso mehr begeistert, als ich diesen Wegweiser schon nach einigen hundert Metern fand. Ich hatte noch die Erinnerungen vom letzten Jahr im Kopf und war etwas ängstlich, denn ich hatte gleich am ersten Tag den wichtigsten Wegweiser verpasst.
Es ist sehr schwierig für mich, die Erfahrungen des Caminos zu-sammenzufassen und aufzu-schreiben. Doch die wichtigste Erkenntnis, die ich durch den Camino gewonnen habe ist, daß zumindest uns Deutschen zu Hause das wichtigste Vitamin des Lebens fehlt und das ist Liebe. Außerdem fehlt uns eine gesunde Umwelt, die wir allerdings selber kaputt machen.

Die Liebe






Viele haben davon gehört, viele erzählen von der Liebe zu ihrer Familie und glauben, Liebe zu erfahren und zu geben, aber richtige Liebe reicht weit über die Familie hinaus. Doch die bedingungslose Liebe hat mir erst der Camino beigebracht. Seitdem ist es schwer für mich, zu Hause die Leute zu sehen, die vor Belanglosigkeiten Angst haben und kein Vertrauen in Gott und sich selber besitzen, es ist schwer zu sehen, wie hart und herzlos die Menschen miteinander umgehen, noch habe ich keine Möglichkeit gefunden, wie ich mit Menschen umgehen soll, die lästern und tratschen und ihr Leben zu einer lebendigen Tageszeitung machen, viele funktionieren nur noch wie eine Maschine. Es ist schwer, in der Masse die wenigen Menschen herauszufinden, mit denen ein glückliches und friedliches Leben möglich ist. Ich kenne viele, viele Menschen, denen ich heute lieber aus dem Weg gehen möchte und nur einige wenige, deren Nähe ich noch ertragen kann. Doch der Camino gibt auch Hoffnung, denn gerade wir Deutschen sind auf dem Camino zahlreich vertreten und gehen ihn immer und immer wieder. Ich auch.

Und wir lernen, wie Gott das Leben gemeint hat. Nach meinem ersten Teil des Jakobsweges im letzten Jahr hatte ich ein Erlebnis mit einem Menschen, der über eine Stunde lang seine Mutter beschimpfte, anbrüllte und traktierte. Ob er im Recht mit seinen Vorwürfen war oder nicht, spielte für mich eine untergeordnete Rolle, ich fand die Szene einfach nur schrecklich, der Ton macht die Musik. Ich wußte zu dem Zeitpunkt bereits, daß sich Gedanken oft in die Tat umsetzen und ein guter Freund brachte mir bei, wie Affirmationen wirken. Er sagte, wenn jemand aggressiv und ungemütlich ist, dann denke: „Friede sei mit dir“. Ich war also in einer Situation, diese Affirmation einmal auszuprobieren und wollte Erfolge sehen, aber der Satz fiel mir einfach nicht ein. Ich war nicht in der Lage, diesen Satz zu denken und dachte immer nur: „Ruhe in Frieden“. Aufgrund der Tatsache, daß ich diesen Spruch nur von Grabsteinen kannte, konnte ich mir das Lachen nur mühsam verkneifen und mußte mich oft umdrehen, weil das breite Grinsen nicht aus meinem Gesicht verschwinden wollte, welches natürlich überhaupt nicht zur Situation passte. Beide Betroffenen hatten nichts von meinem Dilemma bemerkt, aber die Affirmation wrkte! Wahrscheinlich haben sie mein Grinsen sehen und kamen sich allmählich lächerlich vor.

Etwa eine Stunde später waren alle glücklich und zufrieden. Vieles passiert unbewußt, ohne dass wir bemerken, was wir anrichten. Doch wir lernen, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen um zu erkennen, wie wir leben.

vor Mañeru





Hier hat mich Danielo, der Italiener, fotografiert. Ich bin gerade auf dem lehmigen Abhang kurz vor Mañeru.



Am ersten Tag saß meine Trekkinghose noch etwas eng, am letzten Tag des Caminos brauchte ich schon fast einen Gürtel, um sie festzubinden. Der Camino zwingt zur Bewegung, gesunder Ernährung und einem ausgeglichenen Tagesrhythmus, diese drei Komponenten fehlen mir zu Hause häufig.
Danielo hat mich nochmal fotografiert, wie ich mich gerade den Abhang hinaufkraxle.
Das war am ersten Tag auf dem Jakobsweg in diesem Jahr und wenn ich heute an diesen Urlaub zurückdenke, dann sind mir die Strapazen in der spanischen Sommerhitze allemal lieber als der bequemste Tag in Deutschland.
Wunderschöne Naturschauspiele und die liebevollsten Menschen aus aller Welt. Hier traf ich Danielo und Miriam das erste Mal, die mir später noch oft begegneten.
Als Danielo, Miriam und ich diese Etappe geschafft hatten, waren wir froh über eine Bar, in der wir uns eine Flasche Wasser kaufen konnten


Eine typische Dorfstraße auf dieser Etappe, leider weiß ich nicht mehr, wo ich dieses Foto gemacht habe. Laut meinem Foto-Index liegt dieses Dorf zwischen Mañeru und Lorca.

Gräber am Camino



Mein erster Tag auf endete am 08. Juni 2006 in Lorca. Ca. acht Kilometer vor Lorca war ein Wegweiser mit Werbung für eine Pilgerherberge zugeklebt, worüber ich mich wunderte. Aber es wurde Internet angekündigt und ich wollte unbedingt eine E-Mail nach Hause schreiben. Ich landete promt in der anderen Herberge, worüber ich sehr froh war, denn ich hatte den riesengroßen Schlafsaal für mich alleine, denn mein erster Tag war anstrengender, als ich erwartet hatte.
Die letzten Kilometer zwischen Cirauquai und Lorca wurde ich von vielen süßen, bunten Schmetterlingen begleitet und ich mußte sehr aufpassen, diese nicht plattzutreten. Es gab viele kleine, niedliche Brücken und der Italiener Danielo erzählte mir, daß er eine Schlange gesehen hatte. Er hat ca fünf Minuten gebraucht, mir dieses zu erzählen, weil ich weder auf spanisch noch auf englisch wußte, was Schlange übersetzt heißt, bis er das Wort Viper benutzte.
Vor Irache habe ich den Grabstein einer kanadischen Pilgerin fotografiert. Es gibt einige Grabsteine von Pilgern, die auf dem Weg gestorben sind.


Und kurz vor Irache habe ich auch dieses Pferd mit dem Fohlen fotografiert. Die Beiden standen einfach am Wegesrand, der Bauer hatte Seile um die Vorderhufe gebunden, damit sie nicht weglaufen konnten.

Weinquelle in Irache



Die Übersetzung im Internet über diese Pilgerstation ist lustig, denn dort steht: Der Pilger sollte nicht verzweifeln. Die einzige Quelle der Welt, die Wein anstatt Wasser ausströmt nicht zu besuchen ist eine Sünde.
Leider mag ich kein Rotwein, hier in Rioja inmitten der weltberühmten Weinberge kann man aber auch kein Cherry erwarten.
Dieses Schild fordert eindringlich jeden Pilger auf, von dem Wein zu trinken, um heil und gesund in Santiago anzukommen. Deshalb habe ich auch einen ganz kleinen Schluck getrunken, ein französischer Pilger füllte allerdings seine Wasserflasche mit Rotwein. Ich wüßte gerne, wie es ihm anschließend gegangen ist, leider hatten wir etwas Verständigungs-schwierigkeiten.

Nutzungsanweisung und Hinweis auf Webcam




Kurz hinter Torres del Rio habe ich dieses Panoramafoto machen wollen. Aber mein Fotoapparat kann diese fantastische Landschaft nur vage wiedergeben.

die Kirche am Marktplatz in Viana



Hier waren wir zur Pilgermesse

Hier hatte ich den Schweitzer und den Franzosen wieder einmal getroffen, das Hallo war groß, da wir nicht damit gerechnet hatten, uns wieder zu sehen. Mit dem Schweitzer konnte ich mich überhaupt nicht verständigen, denn er sprach weder spanisch, englisch noch deutsch, der Franzose konnte englisch und spanisch und so unterhielten wir uns mit Hilfe eines Sprachenmixes aus französisch, deutsch, englisch, spanisch. Einen Abend zuvor erzählte er mir, daß er es sehr schade findet, in der Schule zu faul gewesen zu sein, weil er jetzt Verständigungsschwierigkeiten all den interessanten Leuten hat. Mir ging es ähnlich, lustiger weise konnte ich mich mit Franzosen wunderbar unterhalten. Wenn ein Deutscher auf englisch los plapperte, verstand ich plötzlich gar nichts mehr, ich konnte mit dem deutschen Perfektionismus nicht mithalten und hatte den Eindruck, daß sie immer ein wenig überheblich und eingebildet wirkten.

und hier die gleiche Kirche noch einmal, diesmal der obere Teil


Bettenturm in Viana



Leider habe ich mir die Namen dieser Beiden nicht aufgeschrieben. Sie erzählten mir, daß einer in dem französischen Orléon, der andere in Genova gestartet waren und gingen den Camino seit St. Pied de Port gemeinsam.
Die zwei habe ich noch öfters wieder getroffen, nur daß ich meißtens zwei Stunden später eintraf.
Hier in Viana in der Gemeindeherberge gab es dreistöckige Hochbetten. ich stand staunend vor diesem Bettenturm und mußte den Fotoapparat diagonal halten, um einen Eindruck von diesem Zimmer auf das Foto zu bannen. Die Franzosen im Zimmer lachten, als ich hereinkam und mir der Mund offen stand, in dieser Nacht schnarchte jemand über, neben und unter mir. Abends sagten wir uns auf englisch, deutsch, italienisch, französisch und spanisch gute Nacht.

die Tochter und Nachfolgerin von Doña Feliza



Diese Frau ist die Tochter und Nachfolgerin von Doña Feliza. Sie bewirtete noch mit 90 Jahren die vorbeiziehenden Pilger auf Spendenbasis mit Kaffee, Brot und Obst. Manch ein Pilger konnte frische Feigen von ihrem Feigenbaum essen. Leider war ich zur falschen Jahreszeit da, die Feigen hatte ich selbst nicht entdeckt.

Ich bin ein klein wenig traurig, daß ich fast ein ganzes Jahr warten muß, bis ich mich wieder auf den Weg machen kann, doch die Zeit gibt mir die Gelegenheit, ein klein wenig spanisch zu lernen, damit ich den Priester in Santiago besser verstehen kann.


Kurz vor Nájera ca. 3 km vor Doña Feliza traf ich Miguel, der am Straßenrand lag und sich in der Morgensonne ausruhte. Er fragte mich nach einer Zigarette, die ich ihm gab. Wir spazierten den Rest des Tages nebeneinander her und Miguel redete unentwegt auf mich ein. Was er alles erzählte, kann ich nicht wiedergeben, weil ich nur ein Bruchteil davon verstand. Ich erzählte ihm von meinem Erlebnis in Viana bei der Pilgermesse. Ich wußte nicht, wie man die Oblate anzunehmen hatte und mußte mich vom Priester belehren lassen, was mir sehr peinlich war. Als ich den Begriff „sacerdote“ für Priester aussprach, brach Miguel plötzlich in schallendes Gelächter aus, weil ich das Wort falsch aussprach. Wir haben beide herzlichst gelacht.
Miguel gehört zu den Pilgern, die möglichst draußen übernachten. Er wollte sich die Übernachtungskosten sparen. Er ist selbständiger Maler und für ihn ist es schon ein riesiges Kunststück, sein Geschäft für sechs Wochen alleine zu lassen. In dieser Zeit fehlt ihm das Einkommen, die Familie will versorgt werden und die Kosten für das Geschäft fallen trotzdem an. Also schlief er hauptsächlich in Herbergen auf Spendenbasis, an Flußläufen, unter Bäurmen und vorzugsweise auf Friedhöfen, denn dort gab es immer Wasser und eine geschützte Ecke.

unos kilometros antes de Nájera



















Poema del Camino de Santiago de Eugenio Garibay

Polvo, barro, sol y lluvia
es el Camino de Santiago.
Millares de peregrinos
y más de millar anos.

Peregrino ¿Quién te llama?
¿Qué fueza oculta te atrae?
Ni el campo de las Estrellas
ni las grandes catedrales.

No es la bravura navarra,
ni el vino de los riojanos
ni los mariscos gallegos,
ni los campos castellanos.

Peregrino ¿Quién te llama?
¿Qué fuerza oculta te atrae?
Ni las gentes del camino
ni las costumbres rurales.

No es la historia y la cultura,
ni el gallo de la Calzada
ni el palacio de Gaudí
ni el Castillo Ponferrada.

Esto lo veo al pasar
y es un gozo verlo todo
mas de la voz que a mi me llama
la siento mucho más hondo.

La fuerza que a mi me empuja
la fuerza que a mi me atrae,
no sé explicarla ni yo
¡Sólo el de Arriba lo sabe!

Das Gedicht steht auf spanisch und auf deutsch auf einer Schallschutzmauer kurz vor Nájera und trifft exakt die Stimmung der Pilger




















Staub, Schlamm, Sonne und Regen
das ist der Weg nach Santiago.
Tausende von Pilgern
und mehr als tausend Jahre.

Wer ruft dich? Pilger
welch geheime Macht lockt dich an
Weder ist es der Sternenhimmel
noch sind es die großen Kathedralen

weder die Tapferkeit Navarras
noch der Rioja-Wein
nicht die Meeresfrüchte Galiziens
und auch nicht die Felder Kastiliens.

Pilger, wer ruft dich?
Welch geheime Macht lockt dich an?
Weder sind es die Leute unterwegs
noch sind es die ländlichen Traditionen

weder Kultur und Geschichte
noch der Hahn Sto. Domingos
nicht der Palast von Gaudi
und auch nicht das Schloß Ponferradas.

All dies sehe ich im Vorbeigehen
und dies zu sehen ist ein Genuß
doch die Stimme, die mich ruft
fühle ich viel tiefer in mir.

Die Kraft, die mich voran treibt.
Die Macht, die mich anlockt
auch ich kann sie mir nicht erklären.
Dies kann allein nur er dort oben

Die Ankündigung, reichlich Wasser mitzunehmen, war wirklich nötig. Dieser Weg ging immer geradeaus und nahm kein Ende. Stunde um Stunde verging ohne jegliche Abwechslung. Ab und zu überholte ich einen Pilger, der am Wegesrand rastete und einige Minuten später hatte er mich wieder ein. Auf dieser Teilstrecke fiel mir erstmals Paco auf, der am Wegesrand schlief.

Tja, reichlich Wasser war wirklich nötig. Jean-Louis war froh, dass er mich getroffen hatte und ich noch genügend Wasser hatte. Wir sind über eine Stunde zusammen gelaufen. Er humpelte seit Najera, dort hatte ich ihn auch schon mal gesehen. Weil er nur französisch sprach, war unsere Verständigung etwas schwierig. Er redete unentwegt mit Händen und Füßen. Er zeigte mir seinen Koran und deutete an, wie wichtig er ihm war. Später in der Herberge bei Jutta diskutierten wir dann alle über die Bibel.

Tagebuch vom 13. Juni 2006

Heute morgen wurden wir um 6:00 Uhr mit klassischer Musik geweckt. Es gab Frühstück, Start war ca. um 7:00 Uhr. Die beiden Franzosen waren auch bald wieder da, Miguel und die beiden Italiener Danielo und Miriam habe ich hinter mir gelassen. Mein Gespräch mit Jean-Luis war lustig, aber leider wegen mangelnder Sprachkenntnisse viel zu schweigsam. Er hat mir jede Menge auf französisch erzählt, obwohl ich kein französisch verstehe. Er hat den Koran bei sich und sagt, dadurch ist für ihn der Camino wie Musik, wie ein Lied. Er sagte wörtlich, como un canción de Michael Jackson. Seltsam, einige Pilger sieht man immer wieder, andere gar nicht, und es kommt dabei gar nicht auf die Kondition des Einzelnen an. Ich bin froh, dass ich keine Probleme auf dem Camino habe. Blasen sind bisher ausgeblieben. Heute bläst der Wind wie verrückt, er peitscht mir den Sand gegen die Beine und er war so feinkörnig, daß er sogar durch die Klamotten krabbelte und die Haut reizte.

Ciriñuela

Ich bin hier irgendwie in Ciriñuela hängengeblieben, obwohl ich ursprünglich weitergehen wollte. Die beiden Franzosen sind mir voraus, morgen haben mich wahrscheinlich die beiden Italiener wieder. Die Herbergsmutter hier ist deutsch und leitet die Herberge auf Spendenbasis. Sie hat mir viel übersetzt, was der Belgier erzählt hat. Für ihn ist der Koran das Leben. Beide sind sehr herzliche Menschen und wichtige Meilensteine des Caminos. Gerade durch die Herbergsmutter ist mir klargeworden, wenn man eine Entscheidung getroffen hat, muss man diese auch durchziehen, komme was wolle, egal, wie die Konsequenzen auch sein werden. Erst recht, wenn man mit seinen Entscheidungen Verpflichtungen anderen Menschen gegenüber eingeht. Gerade das hat mir Rüdiger kurz vor dem Abflug auch gesagt. Die Herberge habe ich heute für mich allein. Welch ein Luxus.

14.06.2006 Tosantos

Hier in Tosantos ist bis jetzt die herzlichste Herberge des Caminos – mit Meditationsraum, ich habe zwei Lieder gelernt, die wie ein Mantra sind. Jeder, der hier übernachtet, muß an der Messe teilnehmen und katholische Kirchenlieder können. Die Peregrinos waren aus aller Welt. Der Herbergsvater hat mir auf meine Bitte hin eine Zwiebel für meine Haut gegeben. Die anderen haben mich erstaunt angesehen, als ich mir damit die Beine und Hände einrieb. Es hilft tatsächlich. Der Ausschlag ist stark zurückgegangen. Das Bild habe ich in San Juan de Ortega aufgenommen.

Hier in Tosantos hat mir Susan das Domi Jubilo beigebracht, wir haben es immer immer wieder gesungen. Susan und Vernon aus Australien habe ich hier das erste mal getroffen. Wir haben uns ab hier fast täglich gesehen. Und ich habe eine Einladung nach Australien!!!

Santo Domingo de la Calzada

Es dürfte wohl auch wieder einige hundert Jahre her sein, dass sich ein Kölner Ehepaar mit ihrem Sohn, sein Name soll Hugonell gewesen sein, auf den Weg nach Santiago machte. Bis Santo Domingo gab es keine größeren Probleme, die fangen jetzt erst an:
Der Junge war gutaussehend, blond, und die Tochter des Wirtes machte ihm schöne Augen. Sei es, dass ihm die Tochter nicht gefallen hat, sei es, dass er sie nicht verstanden hat oder natürlich in Anbetracht des religiösen Ziels des Weges hat er ihre Liebe verschmäht. Die Liebe wandelte sich zu Hass, sie versteckte in der Nacht einen goldenen Becher in seiner Tasche.
Als die Pilger am nächsten Morgen die Stadt verlassen wollten, wurden sie vom Wirt und der Polizei zurückgehalten. "Ihr habt meinen Becher gestohlen!" Zum Beweis zog er ihn aus der Tasche des Jungen. Ein Henker war schnell gefunden, und bald blieb den armen Eltern nichts anderes übrig, als mit hängendem Kopf weiter nach Santiago zu pilgern und für ihren Sohn zu beten.
Auf dem Rückweg schauten sie nochmal in Santo Domingo vorbei, um sich nun endgültig von ihrem armen Sohn zu verabschieden. Aber... oh Wunder, Hugonell lebte noch! "Santiago hat mich gehalten", sagte er, "aber allmählich möchte ich doch ganz gerne wieder runter." Die Eltern rannten zum Richter, erzählten ihm alles. Er saß gerade beim Essen und wollte sich nicht stören lassen: "Euer Sohn ist genauso tot wie diese beiden Hühner, die ich gerade verspeise." Sie staunten nicht schlecht, als den Hühnern plötzlich Federn wuchsen und sie sich durchs Fenster davonmachten. Hugonell musste also noch leben!
Das ganze Dorf kam zusammen, als er nun endlich vom Galgen genommen wurde. Auch der Betrug der Wirtstochter kam auf. Nun hingen also sie und ihr Vater am Galgen.
Die beiden Hühner sind noch immer in der Kathedrale zu bewundern. Und wenns nicht genau die sind, so sind es doch zumindest echte Hühner - lebendige.
In einem der Dörfer kurz nach Santo Domingo de la Calzada ist mir was seltsames passiert. Es war Mittag und ich hatte im letzten Dorf gerade Rast gemacht und wollte eigentlich so schnell wie möglich weiter. Die Dörfer hier machten auf mich einen häßlichen und langweiligen Eindruck. Da hielt mich ein alter, kleiner, buckliger Opa an, der kaum spanisch sprach und machte mir mit Zeichensprache deutlich, ich solle reinkommen, mich setzen und Pause machen. Er zeigte mir ein paar Hühnerkäfige und sein ganzes Haus inclusive diverser Schlafzimmer und Bad. Er bot mir ein Bad, ein Bett und was zu essen an, aber ich lehnte immer freundlich ab. Ich wollte unbedingt weiter und dann bot er mir 50 € an. Ich schüttelte den Kopf und ging die Treppe wieder hinunter, da schloß er die Haustür ab, machte das Licht aus und ich sollte ihm einen Kuß geben. Er fasste mich an den Oberarm. Ich sagte mit energischer Stimme NO NO NO, packte meinen Rucksack und meine Wanderstöckchen und nahm eine bedrohliche Körperhaltung an. Er hatte Angst, seine Nachbarn würden mich hören und machte schnell die Tür wieder auf und ließ mich raus.
Ich hatte mich sehr geärgert, daß gerade mir so etwas passieren konnte und habe fast eine ganze Woche gebraucht, bis ich davon irgendjemand erzählen konnte. Ernst zu nehmen ist der Vorfall nicht, denn der Opa war alt und klapprig, selbst ein Kind hätte sich gegen ihn wehren können, doch mir wurde sofort klar, dass ich riesiges Glück gehabt hatte, der alte Mann hätte nur ein klein wenig Hilfe von jemand anderem gebraucht um mich zu überwältigen. Mir machte der Vorfall klar, daß es dumm und leichtgläubig ist, alle Menschen wären Pilgern gegenüber freundlich und hilfsbereit, denn zuerst bot er mir nur etwas zu trinken an.

in San Juan de Ortega





Dieser Pilger mit seinem Eselchen wurde überall zum Tagesgespräch und war allerorts bekannt. Donky, donky, hieß es überall, wo ich gerade ankam. Im Industriegebiet am Stadtrand von Burgos wäre ihm fast eine Katastrophe passiert. Dort führt der Pilgerweg direkt neben einem vielbefahrenen vierspurigen Autobahnzubringer. Da es dort nur einen Randstreifen gab, zogen wir direkt neben den LKW´s Richtung Innenstadt. Einer der LKW´s war etwas zu schnell und fuhr so dicht an dem Esel vorbei, dass dieser Panik bekam und durchdrehte. Er brach aus und rannte auf die Schnellstraße.

Das Kloster von San Juan de Ortega

Susan und Vernon vor der Kathedrale in Burgos



Kurz vor Burgos in Atapuerca hatte ich meine Wanderstöcke verloren. Danielo schnitzte mir zwar einen echten Pilgerstab, aber dennoch wurde diese Etappe für mich zur Qual.

Nach Atapuerca strömten wir in Scharen auf Burgos zu. Wir krabbelten wie die Ameisen über den Berg kurz vor Burgos. Die Sicht war wirklich gigantisch. Wir konnten von oben Burgos betrachten. Das häßliche Industriegebiet war hier noch nicht zu sehen .

und die Türme der Kathedrale



Ich verpasste die Abzweigung in Gamonal, welche eine Alternativroute anbot. Und so mußte sich durch das riesige, stinkende Industriegebiet.

Ermita de San Amaro de Peregrino



Dieses historische Pilgerhospital ist ebenso wie viele andere Orte des Caminos ein Teil des Weltkulturerbe, welches von der UNESCO ausgezeichnet wurde. Heute gibt es in den großen Städten Pilgerkrankenhäuser, in denen sie kostenlos betreut werden und falls sie krank sind, bleiben dürfen.
Tagebuch 15.Juni 2006: Tardajos (kleines Bild auf folgender Seite)
Die letzten Kilometer vor Burgos waren schrecklich. Das stinkende Industriegebiet habe ich nur durch Zählen geschafft. Ich bin bis 1140 gekommen, denn hier fangen die Hochhaussiedlungen wieder an. Ich bin gerade in Tardajos angekommen. Meine Sonnenallergie ist heftig, mal sehen, ob ich mir doch noch unterwegs einen Regenschirm kaufe, gegen die Sonne, oder ein weißes Tuch. Hier in der Herberge sind alle wieder da. Den Kanadier und die beiden Australier habe ich schon gesehen. Der Mann aus Südamerika scheint auch hier zu sein. Die beiden netten Franzosen aus Leon und Genova habe ich verloren. Danielo und Miriam mußten kurz vor Burgos den Bus nehmen, weil Miriam Schwierigkeiten mit ihrem Fuß hatte und Danielo hat einen kaputten Rücken, weil er zwei Rucksäcke tragen mußte. Ich werde jetzt in die Bar zum Abendessen gehen. Ich habe mit Paul und einer Schwedin zu Abend gegessen.

San Antón


Vernon, der Australier, ist heute auch wieder hier. Susan wollte mit May-Lise einen Abstecher zu einem Kloster machen, in dem es gregorianische Gesänge gibt. Die Herbergsmutter ist auf Spendenbasis hier. Sie macht hier Urlaub, um die Pilger zu betreuen. Ich sie erzählte es mir auf spanisch und ich übersetzte für Vernon und erklärte dabei gleich die Bedingungen, die die Hospiteros zu erfüllen haben. Die Herbergsmutter lachte, sie verstand, was ich Vernon alles erzählte und freute sich, dass ich ihm alles so ausführlich erklärte.
Kurz vor Castojeriz bin ich an San Bol vorbeigekommen. Die Beschreibung im Internet ist nicht besonders berauschend: San Bol ein dunkler Ort in vollem Ödland, wo sich die Einstürze des ehemaligen Klosters von San Baudilio und des Volkes, ein Dorf befinden, das geheimnisvoll von seinen Bewohnern 1503 verlassen wurde. Manche sagen, dass durch eine Epidemie, andere, dass, um+ mit der Vertreibung der in dieser Zone reichen Juden, verbunden zu sein. Einst existierte eine Leprastation, die bis das XV. Jahrhundert funktioniert hat. Das einzige Gebäude ist die Zuflucht, es gibt ein Gartenlokal auch. Tony beschrieb später San Bol als die schönste Pilgerherberge überhaupt. Von diesem Refugio haben später alle gesprochen. Martina fand es dreckig, eklig und abstoßend. Tony, der Engländer, hat davon geschwärmt. Er berichtete, von der Zeremonie, die veranstaltet wurde, die so ähnlich wie die Feuerzangenbowle wäre. Es wurde Alkohol angezündet und mit einem Feuerzeug hat eine Frau einen Sternenregen imitiert. Tony hat noch Tage später von San Bol gesprochen und meinte, naja, über den Dreck muß man hinwegsehen und das Quellbecken ist wunderbar als Erfrischung. Ich selber wollte in San Bol nicht bleiben, weil der Himmel nach Regen aussah. Für mich wäre ein Sternenhimmel ein Erlebnis gewesen.

Freitag, der 16. Juni 2006



Ohne meine Wanderstöcke waren die letzten 55 km eine Tortur für mich. Nach wenigen Kilometern fühlt sich mein linker Fuß an, als wolle er durchbrechen. Deshalb war ich froh, daß es letzte Nacht geregnet hatte, denn der Lehmboden war weich. Die Herbergsmutter hatte mir das gestern schon angekündigt und sich fürchterlich aufgeregt, daß ich erst abends nach dem Essen anfing, meine Klamotten zu waschen.

Aber immer wieder wandern kleine Steinchen oder Lehmbrocken in meinen linken Schuh und der Lehm klebte an meinen Schuhen, wodurch sie immer schwerer wurden. Eben hatte ich mit 3 Deutschen zu Abend gegessen. Herbert, Martina und Dieter. Ich habe meine internationale Runde vermißt. Paul, der Kanadier ist auch wieder da und sitzt am Nachbartisch.
Heute habe ich endgültig beschlossen, Raucher zu bleiben. Ich müßte zu viel in meinem Leben verändern, insbesondere stieg der Frust gegenüber meinen Mitmenschen in mir hoch. Ich müßte schon auswandern, wenn ich mein Leben neu organisieren wollte. Das war für mich für heute meine wichtigste Erkenntnis.
Mir ist heute klar, Sucht besteht eigentlich nur aus einer schlechten Angewohnheit, die man nicht so einfach abstellen kann. Diese Gewohnheit hat einen Ursprung, einen Auslöser, den gilt es zu finden und zu ändern. Sonst tritt anstelle der alten Sucht eine neue. Ich habe die Vermutung, daß viele Angewohnheiten aneinander hängen und voneinander abhängen. Der Camino hilft, diese Angewohnheiten und Abhängigkeiten zu erkennen, aber abschaffen muß man sie schon selber.

Ein Blick von der Brücke kurz nach San Nicolás



Ich habe lange überlegt, warum wir so geworden wind, wie wir heute sind. Ein wesentlicher Faktor spielt in dem Zusammenhang der Erste und Zweite Weltkrieg. Unsere Eltern und Großeltern hatten entsetzlichen Hunger und Elend erlebt, Kinder sind an harmlosen Krankheiten mangels Heizmaterial gestorben und Frauen hatten ihre Männer im Krieg verloren. Insbesondere der Hunger und die bittere Not an allem ließ die Vorratshaltung wichtig werden un das mag der Grund sein, warum gerade ein dickes Bankkonto und Eigentum für viele ein wichtiger Bestandteil im Leben geworden ist. Außerdem ließ Hitler jeden ermorden oder zumindest verhaften und foltern, der von Gott erzählte und Liebe vermittelte. Diese Menschen dachten nicht immer nur an Reichtümer. Man nahm den Müttern die Kinder weg um ihnen die mütterliche Liebe zu entziehen und sie zu Mordmaschinen zu machen. Die Generation, die daraus erwuchs, hat konsequenterweise den Draht zu Gott fast verloren und kann den nachwachsenden Generationen nur ansatzweise vermitteln, was Gottes Gesetze sind und was den Menschen liebenswert macht.

Die nachwachsenden Generationen müssen mit Gottes Hilfe selbst herausfinden, wie das Leben zu leben ist.

Massenherberge in Castrojeriz

Ich bin hier in einer Massenherberge gelandet, obwohl die anderen in anderen Herbergen untergekommen sind. Mein Hautausschlag ist extrem, meine Beine rot.
Kurz vor dem Dorf fing es fürchterlich an zu regnen, eigentlich schon Hagel. Ein Bauer aus dem Dorf hielt mit seinem Auto an und brachte mich zu einer Kneipe am Dorfanfang. Sowie ich meine Klamotten in der Herberge verstaut hatte, begab ich mich auf die Suche nach dem Sportgeschäft, welches mir schon vor Tagen angekündigt wurde, einer Bank und einer Bar für das Abendessen. Unterwegs habe ich in den Dörfern gefragt, wo man Wanderstöcke kaufen kann und sie schickten mich in dieses Dorf. Der Laden hatte wirklich alles, und das in diesem kleinen Nest. Die Pilgerherberge ist auf einem Campingplatz untergebracht und ist eigentlich mehr ein gestrichener riesiger Massenkuhstall, in dem jede Menge Hochbetten stehen. Hier habe ich Hanna das erste mal getroffen, sie schrieb stundenlang in ihr Tagebuch.
Ich bin ohne Frühstück in Castrojeriz gestartet und war froh, daß ich nach ein paar Kilometern ein Dorf gefunden hatte, wo ich ein Bocadillo kaufen konnte. Es schmeckte fürchterlich und ich kaute ewig darauf herum, die Spanier sparen sich bein den Bocadillos hier einfach die Butter.

17. Juni 2006
Heute Nacht habe ich in der Herberge fürchterlich gefroren. Ich hatte mir die Jacke im Schlafsack angezogen – es half nichts. Der riesengroße umgebaute Kuhstall hatte etliche Betten, es waren aber nur fünf oder sechs Leute da.
Hier in Puente Fitero wird man auf Spendenbasis bewirtet. Hier sehe ich wieder jede Menge neue Gesichter, die anderen sind schon weiter. Ich bin eine der Langsamsten, die anderen laufen den Camino fast. Wahrscheinlich bleibe ich heute in Boadilla del Camino oder ich gehe bis Población de Campos.
Ab jetzt muß ich mir Wasser kaufen, da hier in der Gegend viele Pestizide im Trinkwasser nachgewiesen wurden. Voltaren oder Sportgel wird immer wichtiger. Hanna kannte ich schon aus der letzten Herberge, wir haben uns heute diverse Male getroffen und ein wenig unterhalten.
Die Herberge in Boadilla del Camino gleicht wirklich einem Hotel – und das für 4,00 €. Der Swimming-Pool ist zwar klein, aber erholsam. Ich kann leider nicht bleiben, weil ich zur Apotheke in Fromista will. In Boadilla del Camino habe ich wieder viele bekannte Gesichter gesehen. Die beiden Schweizer, Dieter aus Deutschland und jede Menge Franzosen. Ich saß mit einem belgischen Ehepaar am Kaffeetisch, wir haben uns mit Händen und Füßen unterhalten.
Hier in Fromista ist Paul auch wieder da. Er ist sehr spirituell eingestellt und glaubt auch, dass sich bis 2012 einiges verändern wird. Es ist fast 21:40 Uhr und wir gehen alle zu Bett. Morgen fängt der Tag um 6:00 Uhr an.

Montag, November 06, 2006

...und hier kurz hinter der Brücke der Grenzstein von Palencia kurz vor Itero de la Vega

Carrión de los Condes







In Carrión de los Condes fragte mich ein etwa 50jähriger Familienvater, der mit seiner Tochter gerade in einen dicken Mercedes einstieg: Warum macht ihr das? Warum tut ich euch das an, hunderte von Kilometern zu Fuß zu gehen?
Ich konnte nur sagen: „¡No sé!

Der Jakobsweg zeigt uns unsere eigene Stärke, denn wir durchqueren trotz großer Hitze und jeder Menge anderer Schwierigkeiten ganz Spanien. Er zeigt uns, was wirklich wichtig ist: Gesundheit, eine intakte Umwelt!

und hier das Pilgerdenkmal in Corrión de los Condes


Die Beschreibung im Internet und in den Reiseführern ist hundertprozentig korrekt. Die Etappe von Carrión de los Condes nach Calzadilla war endlos, langweilig und ohne Wasser. Es sind stundenlang Gewitterfliegen um unsere Köpfe geflogen, die uns in die Augen, Ohren und Nasenlöcher krabbelten. Als wir dann endlich im Dorf ankamen, waren wir heilfroh, zu trinken zu bekommen.

19.06.2006 Montag
Carrion de los Condes – Terradillo de los Templarios
Heute habe ich mit dem Spanier Pablo ausgerechnet, dass ich wahrscheinlich bis Astorga kommen werde. Heute war die erste Etappe von 17 km langweilig und hart. Es war gut, daß ich gestern nur 19 km gegangen bin und mir diese total wasserlose, schattenlose Strecke für heute morgen aufgehoben habe. Ich bin um 5:45 aufgestanden und um 6:15 gestartet, um 6:30 hatte ich die Stadt bereits verlassen.
Heute hat mir Vernon, der Australier, sein Mantra verraten. Step by step with peace. Es funktioniert tatsächlich. Ich war viel schneller, konnte sicherer auftreten und gleichmäßiger gehen. Mein Fuß ist fast wieder in Ordnung. Ich habe mich an den Camino gewöhnt und beneide die Rentner, die soviel Zeit hier verbringen können, wie sie wollen. Nach 10 Tagen hören die Schmerzen auf und der camino fängt an.
Bis jetzt bin ich fast jeden Abend Essen gegangen. Mein Durchschnitt pro Tag sind für Übernachtung und Essen ca. 15,00 €. Das Essen kostet hier immer zwischen 7,00 € und 10,00 €, die Übernachtung zwischen 5,00 € und 8,00 €. In Sahagun kaufe ich mir Sandalen und Voltaren.
Eine wesentliche Lebensveränderung habe ich für mich nicht festgestellt. Vielleicht versuche ich es wie Pablo, der Spanier, langsam, ruhig mit vielen Pausen, aber dann schaffe ich es nicht dieses Jahr bis Astorga. Mal sehen, was nächstes Jahr kommt. Ich gehe nach meinem Urlaub auf jeden Fall zum Orthopäden. Ich gehe jetzt schlafen, es ist 21:00 Uhr.

Unser Matratzenlager in Bercianos



unser Matratzenlager in Bercianos, im Hintergrund sitzt Tony. An diesem Abend fragte er mich, was schreibst du denn in Dein Tagebuch. Du kannst doch nur schreiben. „Ich bin heute gegangen.“ Genau das trifft es aber: Wir gehen, gehen und gehen, Tag für Tag, Stunde um Stunde immer weiter und weiter gen Westen. Langsam, aber stetig kommen wir unserem Ziel näher und ehe wir es merken haben wir hunderte von Kilometern zurückgelegt. Tony hat Recht! Den Camino kann man nicht beschreiben, die Gefühle, die wir hatten, kaum in Worte fassen. Aber eines ist sicher. Der Camino macht glücklich.
Und wenn wir auch oft große Qualen ausstehen, so liegt es nur daran, daß wir zu verpäppelt sind, unsere Straßen gepflastert haben so dass wir Plattfüße bekommen, unsere Luft vergiften, damit wir nicht mehr atmen können und unser Wasser sinnlos verbrauchen um zu verdursten. Fast alle haben erkannt, welches Chaos wir auf der Erde verursachen und doch sind wir machtlos. Martin, ein Pilger schrieb mir vor ein paar Tagen und meinte, wir sind schizophren, wahrscheinlich hat er recht. Doch wir haben wieder beten gelernt, denn oft verließ uns unser Mut, unsere Kraft und wir lernten: Die Quelle Gottes ist unerschöpflich.

Templarios


und diese Schafherde habe ich kurz vor Terradillo de los Templarios fotografiert

Samstag, November 04, 2006

20. Juni 2006: Albergue en Bercianos



Von den Herbergseltern wurden wir hier auf ´s Herzlichste begrüßt. Für mich war das bisher erst die zweite Herberge, die den spirituellen Hintergrund des Caminos ernst nahm. Es gab eine Andacht nach dem Abendessen, genau wie in Terradillos, wir kochten gemeinsam, hier habe ich das Lied Ultreia gelernt, welches ich unbedingt bis zum nächsten Sommer noch auswendig lernen will. Ich habe das Ultreia-Lied von den beiden Herbergseltern zugeschickt bekommen.

Eben, als ich dieses der Herberge Foto einscannte, mußte ich an den riesengroßen Obstsalat denken, den wir in dieser Herberge für das Abendessen schnipselten. Ich habe mir sofort eine Banane geholt, weil der Salat sogar noch in der Erinnerung präsent ist.

Wo war das bloß?



20.06.2006 Terradillos de los Templarios – Bercianos del Real Camino


Die heutige Etappe ist kurz, meine Füße qualmen trotzdem. Ich habe mir jetzt doch Voltaren gekauft, owohl ich zwischendurch dachte, das wäre nicht mehr nötig. Ich habe endlich Sandalen, und das für 6,00 €- Ich kam gerade an einer Herberge im letzten Dorf vorbei, die Herberge war schrecklich. In der dazugehörigen Bar lief der Fernseher, und es hing ein Kalender mit einer nackten Frau an der Wand, die Männer in der Bar paßten zu dem Ambiente. Eine billige, dunkle Absteige. Es gab dort kein Wasser für uns Pilger, nur in ganz kleinen Flaschen, 0,33 L, nicht unbedingt das, was ein Pilger braucht. Ich bin froh, daß ich bis Bercianos gehe, das sind jetzt noch 6 km. Meine Pausen werden immer öfter, heute morgen bin ich ein Stück mit Martina gegangen, wir waren recht schnell, die Unterhaltung mit ihr hat mir gutgetan. Der Camino lehrt mich, alles so zu aktzeptieren, wie es ist, auch wenn es manchmal weh tut. Hier in Bercianos sind fast alle wieder da. Die beiden Australier, Pablo, der Spanier, Dieter und Martina aus Deutschland. Hier ist die Herberge, in der die beiden Hospitaleros aus Alaska hospitierten. Wir haben auf meine Bitte hin Utreia gesungen

kurz vor León



... und immer wieder Störche, hier am Camino vor León. Fast jeder Kirchturm hat hier in der Region ein Storchennest.


Juni 2006, Donnerstag Mansilla de las Mulas – León

Als ich hier in León ankam, hat mein Kreislauf verrückt gespielt. In einer Bar bin ich zusammengeklappt, mein Kopf klopfte im wahrsten Sinne des Wortes auf den harten Fliesenboden und ich konnte es gerade noch hören, bevor ich das Bewustsein verlor. Nach dem Telefonat mit einer Ärztin bekam ich in der Bar zu Essen und einen Orangensaft auf Kosten des Hauses. Ich blieb die Nacht in León, weil ich mich ausruhen wollte, doch da ich nur ein Hochbett in der zweiten Etage ohne Geländer bekam, konnte ich kaum schlafen denn ich hatte Angst, die Orientierung zu verlieren und versehentlich wie zu Hause einfach aufzustehen und 1 1/2 Meter nach unten zu plumpsen. Bevor man bewußtlos wird, hat man das dringende Bedürfnis, die Toilette aufzusuchen, weil die Schließmuskeln nicht mehr funktionieren und man weiß nicht mehr, wo oben oder unten ist. Da ich schon seit meiner Jugend zu niedrigen Blutdruck habe und des öfteren dieser Problematik ausgesetzt war, ist aus meinem Vorhaben „Ausruhen“ nicht viel geworden. Der Camino hier in León ist sehr schlecht ausgeschildert. ich habe mich ziemlich verlaufen, bis mir ein Spanier eine Zeichnung gemacht hat, wo ich hinwollte. Die Stadt ist wunderschön, enge, verwinkelte Gassen, alte Häuser, die Kathedrale ist die schönste Kirche, die ich je gesehen habe. http://www.catedraldeleon.org/.

die Kathedrale von León, leider passt diese riesige Kirche nicht ganz auf´s Bild


meine längste Etappe:


León 3,7
Trabajo del Camino 4,1
La Virgen del Camino 5
Fresno del Camino 0,5
Oncina de la Valdoncina 5,9
Cozas de Arriba 3,9
Villar de Mazarife 9
Villavante 8,5
Hospital de Órbigo = 40,6

Fiesta



ein Kulturfest in León. Hier wird fast überall irgendwo gefeiert. Es wird gefeiert, was das Zeug hält, so viel wie irgend möglich.

Freitag, November 03, 2006

Hobbithöhlen


Ich bin hier in Hospital de Orbigo um 18:00 Uhr mit Vernon und Susan und einer Holländerin angekommen. Vernon hat uns zu einem Refugio geführt, mit total niedlichem Innenhof, den habe ich erstmal fotografiert. Mit Wandbemalung und Springbrunnen, Blumen und Jakobsmuschel. Das ganze für 3,00 € die Nacht.

Ich habe eben einen Löffel beim Essen geklaut, um morgen meinen Jogurt essen zu können. Ich habe mich sehr schlecht gefühlt, als ich den Löffel einsteckte, aber ich hoffe, der Wirt kann es verkraften. Da fällt doch mal wieder auf, welche Kleinigkeiten manchmal wichtig sein können. (Heute weiß ich, dass ich hätte fragen sollen. Ein Eisbecher mit einem Minilöffel dran hätte es auch getan). Morgen versuche ich wieder, den Alternativ-Weg zu finden. Mal sehen, ob das klappt. Es ist kurz vor 22:00 Uhr und der Run zu den WC´s beginnt, alle kommen vom Essen, morgen um 8:00 müssen wir hier alle wieder verschwunden sein.
Ich als Herr der Ringe-Fan war natürlich von diesen kleinen „Hobbit-Höhlen“ kurz vor Hospital de Orbigo begeistert, oder kamen sie erst hinterher? Auf dem Camino wurden mir Orte schnell gleichgültig, häufig wußte ich mittags schon nicht mehr, in welchem Ort ich tags zuvor übernachtet hatte. Nur besondere Herbergen habe ich mir gemerkt, wie zum Beispiel als besonders schöne Herberge Tosantos oder als besonders schreckliche Viana.

Die Buntglasfenster im Gaudí-Gebäude


Von Astorga war ich begeistert, deshalb folgt hier eine Zusammenfassung aus dem Internet über Gaudi und den geschichtlichen Hintergrund dieser Region.

... und die Peregrinos

Das Gaudí-Gebäude in Astorga

Hospital de Órbigo bis Astorga und Murias de Rechivaldo







Hier bin ich den kleinen Umweg über die Felder von Hospital de Órbigo bis Santibañez gegangen
Samstag, den 24. Juni 2006
Kurz vor Astorga hat mit ein Maler aus Belgien seine Internet-Adresse gegeben. http://www.jossolberg.net/ oder jos.solberg@wanadov.nl. Leider kann ich die Adresse nicht richtig lesen, jedenfalls erhalte ich auf meine Mails immer eine Fehlermeldung.

Die Kathedrale in Astorga



Astorga ist für mich die schönste Stadt auf dem Jakobsweg. Ich habe im Gaudi-Gebäude in dem Pilgermuseum versehentlich fotografiert. Gotische Decken und herrliche Buntglasfenster in sechseckigen Räumen. Ein fantastisches Gebäude
Abbildung 1die Kathedrale in AstorgaHier in der Herberge haben Susan und Vernon mich schon angekündigt mit den Worten: „Eine Deutsche kommt auch gleich.“.
Die Herberge ist super. Die deutsche Herbergsmutter kümmert sich liebevoll um die Pilger. Ab vier Personen gibt es Abendessen. Fürstliches Frühstück für 3,00 €
Und ich habe hier noch zwei Internet-Adressen gesammelt. http://www.utreia.net/ und lasaguedas@yahoo.es.
Ich habe noch zwei Tage auf dem Jakobsweg und bin etwas traurig, daß ich den Camino bald verlassen muss. Die Brücke gestern ih Hospital de Orbigo war imposant.
Das Dorf hier in Murias de Rechivaldo ist niedlich, mit einem kleinen verwilderten Park am Ende der Dorfstraße. Als ich heute ins Dorf kam, war es hier wie ausgestorben. Niemand auf der Straße. Auffallend ist, daß hier so viele Störche sind. Einer war heute morgen kaum 10 Meter von mir entfernt auf dem Feld. Ein Pilger hat mir erzählt, daß noch vor ein paar Jahren auf der Kathedrale in León auf jedem Türmchen ein Storch saß. Alles war

Murias de Rechivaldo



weiß bekleckert, soll aber ein imposantes Bild gewesen sein. Allerdings machen mich der ganze Prunk der Kathedralen auch nachdenklich. Früher, als diese gebaut wurden, waren die Leute ja nicht gerade reich. Im Gegenteil, im Geschichtsunterricht in der Schule hörten wir immer wieder von Armut und Krankheiten, was müssen die Leute gelitten haben um diese Prachtwerke herzurichten und auszustatten. Da predigt die Kirche immer wieder und wieder, dem Geld nicht zuviel Oberhand zu geben und hat es doch immer und immer wieder selber getan. Einerseits ist es schön, diese heute besichtigen zu können, aber ist das denn wirklich Gottes Wunsch? Der Pilger aus Kanada wetterte immer und immer wieder gegen diesen Widerspruch, leider reichten meine englischen Sprachkenntnisse nicht aus, um ihm von Luther zu erzählen. Als ich den Namen Luther erwähnte, dachte er an Martin Luther King.
Meine Erinnerungen an den Camino lassen jetzt schon nach. Ich weiß schon nicht mehr, wo ich welchen Kirchturm fotografiert habe. Ich habe ein Foto von dem Turm in Astorga – eine märchenhafte Stadt. Wenn ich im Dorf ankomme, ist meißtens Siesta, wenn die Kirche auf hat, haben wir Abendessen. Ich gehe jetzt schlafen, es ist kurz von 22:00 Uhr.

Sonntag, 25. Juni 2006
Murias de Rechivaldo – El Acebo

Ich weiß heute nicht, was ich schreiben soll, nur daß ich heute landschaftlich das schönste Stück hatte und überhaupt keine Probleme mit den Füßen. Heute habe ich hier sehr wenig bekannte Gesichter. Die Schweizerin von gestern abend ist da, ansonsten ein paar Franzosen, die ich unterwegs getroffen habe. Sie haben mir ein Wasser spendiert und wollten ein wenig Konversation machen und fragten mich, ob ich französisch spreche. Ich antwortete nur: „Je ne parle pas français“ und sie lachten schallend.
El Acebo liegt in einer Schlucht, das habe ich hier noch nie gesehen. Der höchste Punkt war heute 1757 m hoch. Die Aussicht war gigantisch.

Unser Salatteller in Murias de Rechivaldo



Sonntag, 25. Juni 2006
Murias de Rechivaldo – El Acebo

Ich weiß heute nicht, was ich schreiben soll, nur daß ich heute landschaftlich das schönste Stück hatte und überhaupt keine Probleme mit den Füßen. Heute habe ich hier sehr wenig bekannte Gesichter. Die Schweizerin von gestern abend ist da, ansonsten ein paar Franzosen, die ich unterwegs getroffen habe. Sie haben mir ein Wasser spendiert und wollten ein wenig Konversation machen und fragten mich, ob ich französisch spreche. Ich antwortete nur: „Je ne parle pas français“ und sie lachten schallend.
El Acebo liegt in einer Schlucht, das habe ich hier noch nie gesehen. Der höchste Punkt war heute 1757 m hoch. Die Aussicht war gigantisch.


Montag, den 26. Juni 2006
El Acebo – Ponferrada


Ich bin hier gegen 12:00 Uhr in Ponferrada angekommen. Hier in den Bergen geht es immer auf und ab. Hier ist die kleinste Pilgerin 3 ½ Jahre alt, die kleine Neige aus Frankreich wird hier fast den ganzen Tag vom Herbergsvater herumgetragen. Unterwegs haben mir die anderen Pilger erzählt, die älteste Pilgerin, ebenfalls aus Frankreich, ist dieses Jahr 94 Jahre alt. Die kleine Neige hat mit mir meine Kirschen geteilt und freut sich königlich, daß ich sie ihr über die Ohren hänge. Obwohl wir beide die Sprache des anderen nicht verstehen, können wir uns trotzdem gut verständigen.

Ponferrada



Vernon und Susan sind auch hier, die beiden Amerikanerinnen, die in den Vereinigen Emiraten arbeiten und noch viele andere bekannte Gesichter.

Vorhin, als ich hier ankam, hat mir ein Mann aus München erzählt, daß er mit einem Freund in Somport gestartet ist. Der Freund ist in Mansillas de las Mulas gestorben, fünf Tage, bevor ich dort war. Erst ist er zusammengesackt, dann mit der Ambulanz nach León gefahren, dort haben sie nichts festgestellt, außer, daß er zuwenig Wasser getrunken hatte und ihn dann wieder in die Herberge zurückgeschickt. Dort hatte er sich ins Bett gelegt, sein Freund hat ihn dann dort tot vorgefunden. Er meinte, es wäre nicht der schlechteste Tod, auf dem Jakobsweg zu sterben.(Als ich zu Hause meiner Mutter hiervon erzählte, meinte sie auch, das wäre ein schöner Tod.) Heute habe ich auch keine Angst mehr vor dem Tod, nur denke ich, solange man im Leben noch was zu erledigen hat, kann man nicht sterben. Vielleicht ist das der Grund, warum soviele so qualvoll im Krankenhaus sterben müssen. Wir haben also keine Zeit vor dem Fernseher zu verschwenden, wir müssen selber leben, lernen und erkennen und nach den Erkenntnissen handeln. Doch das fällt mir schwer. Ich bin auch nicht so konsequent, jeden Tag 25 km mit dem Fahrrad hin und 25 km zurück zu fahren. Aber dann hätte ich wenigstens ein gutes Gewissen der Umwelt gegenüber und habe nebenbei noch genügend Bewegung. Aber wer ist schon konsequent. Ich kann niemandem einen Vorwurf machen, der es nicht schafft, nach den 10 Geboten der Bibel zu leben.

Dienstag 27. Juni 2006
Ich bin jetzt nicht mehr auf dem Camino, heute morgen habe ich in Ponferrada den Bus bestiegen und nach Santander gefahren. Ich bin gegen 16:00 Uhr hier in Santander angekommen. Um 9:00 Uhr bin ich in Ponferrada abgefahren. In Santander habe ich zuerst die Tourist-Information aufgesucht, um nach einem Hostal zu suchen und dann habe ich mich etwas verlaufen, denn das Hostal lag weit außerhalb der Stadt. Um einen Kaffee zu trinken, hielt ich in der Einkaufspassage und fragte den Kellner nach dem Weg zum Hostal. Als ich die Karte von Santander umdrehte, sah ich auf der Rückseite eine vergrößerte Karte der Innenstadt, in der die Albergue für Peregrinos eingezeichnet war. Also überlegte ich es mir anders, machte Kehrt und begab mich zur Herberge, wo ich dann herzliche Aufnahme fand. Die Herbergsmutter erkannte mich sofort als Peregrina und begrüßte mich auch so. Sie schüttelte mit dem Kopf, als ich nach dem Hostal fragte und wollte meinen Pilgerausweis sehen. Sie staunte über die vielen Stempel und setzte den Stempel ihrer Herberge dazu.

Ponferrada - der Altar in der Kapelle San Niclás



28. Juni 2006 Der Camino verläßt micht nicht.
Ich sitze gerade im Flughafen Santander und warte auf meinen Flieger. Mir gegenüber schläft Martin, der Engländer. Er ist den Camino del Norte gegangen und fliegt heute zurück nach London.

Der Zauber des Caminos geht zu Ende und läßt mich doch nicht los, die netten Menschen außer Martin vom Camino del Norte sind auf dem Camino geblieben, ich höre einem deutschen Tourist zu, wie er sich über die Pilger lustig macht und schreite doch nicht ein, die Großstadt, die lästernden Menschen und der Alltag hat mich wieder. So langsam fange ich an zu ahnen, was ich in meinem Leben ändern muß. Ich habe die Natur liebgewonnen und die Großstadt fängt an, mich zu nerven. Ich habe mir Informationen über den Camino del Norte besorgt und freue mich auf die nächste Etappe Ponferrada – Santiago – Finisterre. Ich bin traurig, daß ich übermorgen wieder im Alltagsstreß bin.

Mich haben auch einige Gespräche mit den anderen Pilgern nachdenklich gemacht. Z. B. erzählte mir ein Franzose, den ich in der ersten Woche fast jeden Abend wiedersah, daß er fürchterlich wütend auf die französischen Gewerkschaften ist. Sie wollen immer mehr und mehr für ihre Leute. Und was ist mit den anderen? Mit denen, die nicht einer Gewerkschaft angeschlossen sind? 40-Stundenwoche ist doch wohl ein Witz, erzählte er. Er als französischer Koch ist froh, wenn er mal nur `ne 70-Stunden-Woche hat. Von Weihnachten und Sylvester ganz zu schweigen. In der Zeit geht man aus dem Haus, geht arbeiten, kommt früh morgens wieder nach Hause um ein paar Stunden zu schlafen und geht wieder arbeiten ... und so weiter. Später, ein paar Etappen weiter, traf ich noch einen anderen Koch, der in Paris arbeitete. Er als Russe hat schon überall in der Gastronomie gearbeitet. In Paris hat er mal erlebt, wie sich am Sylvesterabend ein Lehrling das Handgelenk brach und ohnmächtig geworden ist. An solchen Tagen ist in der Gastronomie die Hölle los und niemand hatte Zeit, sich um ihn zu kümmern, bis der Chef ihn mit dem Fuß unter den Tresen schob, damit die Gäste ihn nicht sahen. Später hat sich dann die Oma des Hauses um den Jungen gekümmert. Oder eine deutsche Herbergsmutter, die sich auf dem Camino selbständig gemacht hat und jeden Herbst Bäume pflanzt, damit wenigstens irgendwann etwas Schatten auf den endlosen Etappen der Meseta ist – sie erzählte mir ein

die Kuppel in der Kapelle in San Niclás in Ponferrada


wenig aus ihrer Zeit in Mexiko. Ich fragte sie, warum sie den zurück nach Europa gekommen ist. Sie konnte die elendige Armut nicht länger vertragen. Die Kinder trinken das Trinkwasser aus dem Rinnstein, weil es in den Wellblechhütten kein fließend Wasser gibt und die Reichen gehen auf den Golfplatz, der natürlich täglich mit kostbarem Trinkwasser gesprengt wird.

Das Problem mit dem Trinkwasser habe ich auch letztes Jahr in Yesa auf dem Camino Arragón kennengelernt. Dort wurde ein rieger Stausee gebaut, in dem ganze Dörfer untergehen. Die ansässige Dorfbevölkerung wurde umgesiedelt und arbeitslos. Das Wasser des Stausees wird dann angeblich mit Flugzeugen in die touristischen Regionen Spaniens geflogen, Wasser für Swimming-Pools und Golfplätze. Siehe dazu www.yesano.com. Eine Gruppe aus verschieden wissenschaftlichen Bereichen hatte sich zusammengeschlossen um den neuen Stausee zu verhindern. Sie arbeiteten eine Alternative aus, die besser für die Bevölkerung vor Ort, für die Umwelt und leichter zu realisieren war. Da das Geld aber von der EU bereits bewilligt und eingesetzt war, baute die spanische Regierung den Stausee. Die Bevölkerung hatte Angst, daß der neue See die bereits acht vorhandenen Seen trocken legen könnte. Ist ja auch utopisch, ein Stausee produziert ja kein Wasser, er speichert ja nur und der Verdunstungsgrad in der spanischen Sonne dürfte enorm sein.


Zusammenfassung:

Die Etappe vor Burgos war schattenlos, direkt neben dem vielbefahrenen vierspurigen Autobahnzubringer durch ein riesiges Industriegebiet. Es stank nach chemischen Lösungsmitteln aus der Lackindustrie und nach heißem Gummi. Der Gestank machte mir das Atmen schwer und erinnerte mich daran, daß wir durch unseren Konsum diese Katastrophe mit verursachen. Meine Füße streikten wegen dem heißen Asphalt bei jedem Schritt, ich konnte mich kaum nur vorwärts bewegen, indem ich mich auf meine Schritte konzentrierte und sie zählte. Die Stadt León war zwar etwas leichter zu erreichen, aber hier streikte mein Kreislauf. Die Zigarrette hatte ich noch gut verkraftet, die danachfolgende Tasse Kaffee nicht mehr. Erst kurz vor Astorga hatte der Jakobsweg wieder das Flair aus römischen Vorzeiten, denn die Berge lassen eine überdimensionale Industialisierung nicht zu und der Weg wurde mit jedem Kilometer spannender. Auf den endlosen Etappen der Meseta sahen wir die Dörfer schon von weitem. Doch das Dorf, auf das wir zustrebten, kam und kam nicht näher. Vor Rioja waren alle Dörfer oben auf dem Berggipfel, hinter Astorga tauchte es urplötzlich in einer Schlucht auf. Die steilen Abhänge bescherten uns ein atemberaubendes Panorama, daß sogar noch die Pyrinäen übertrifft, denn die Berge sind hier mit Pflanzen überwuchert.